Unsere Arbeit

Die Projektgruppe „Initiative Hafenschuppen“ ist eine Arbeitsgruppe der Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL), dem Lübecker Denkmalverein, der sich seit 1975 für einen verbesserten Denkmalschutz und für die behutsame Entwicklung des Lübecker Stadtbildes einsetzt.

Hintergrund

Die Initiative Hafenschuppen formierte sich in Folge eines Bürgerschaftsbeschlusses vom September 2011, mit welchem der Abriss der historischen Hafenanlagen auf der Nördlichen Wallhalbinsel zugunsten der Vermarktung von Baugrundstücken für Luxuswohnungen und Gewerbe vorgesehen wurde. Unter dem Projektnamen KaiLine verfolgte der Senat das Ziel, in unmittelbarer Altstadtnähe bis zu 85.000 m² neuer Geschossfläche entstehen zu lassen, und die historischen Lösch-, Lade-, Transport- und Lagerstrukturen in Lübecks historischem Hafen weitgehend auszulöschen. Die Initiative stellte sich zunächst der Aufgabe, eine kritische Öffentlichkeit herzustellen und über das städtische Vorhaben und seine negativen Auswirkungen für die Stadt und ihre Bewohner zu informieren. Denn wesentliche Fakten wurden bei der Verfolgung des KaiLine-Projekts unterschlagen:

  1. Die Nördliche Wallhalbinsel ist keine Brache. Vielmehr sind die Gebäude wie die Freiflächen bis heute genutzt, soweit eine Un- oder Unternutzung nicht seitens der Stadt aufgrund nur kurzfristiger Mietverhältnisse in Kauf genommen wird.
  1. Die Nördliche Wallhalbinsel ist ferner keine funktionslose Lücke, die sich auf die Lebensqualität der Altstadtbewohner negativ auswirkt und daher geschlossen werden müsste.

Die von Kleingewerbetreibenden, Gastronomiebetrieben, gemeinnützigen Vereinen, Handwerkern und Künstlern trotz der Widrigkeiten der beschränkten Vermietungspraxis nachgefragten neuen Funktionen machen deutlich, dass das Areal für die Altstadt als Wohn- und Gewerbestandort und als Zentrum im Kontext der Gesamtstadt unverzichtbar ist. Dies gilt umso mehr, nachdem die übrigen Altstadtrandgebiete wie das Kanalufer oder die Mittlere Wallhalbinsel bereits für Naherholungszwecke, für Spiel- und Sportstätten, für Abstellflächen des ruhenden Pkw- und Reisebusverkehrs oder für altstadtrelevante Großbauvorhaben wie das Senator Hotel und die Musik- und Kongresshalle zur Verfügung gestellt wurden.

Alternative zum KaiLine-Projekt

In Folge haben sich der Initiative Hafenschuppen weitere Mitglieder angeschlossen, die auf den unterschiedlichen Fachgebieten der Projektentwicklung, der Architektur, des Bauingenieurwesens, des Denkmalschutzes und des Rechtswesens versiert sind. Sie haben das Ansinnen aufgegriffen, dem städtischen Vorhaben ein belastbares Alternativkonzept gegenüberzustellen, das den Erhalt der nach Plänen von Hafenbauingenieur Peter Rehder zwischen 1885 und 1944 errichteten Gebäude und Krane vorsieht und auch die Bedürfnisse der Altstadtinsel berücksichtigt. Mit diesem „Wallhalbinsel-Nord-Konzept“ (kurz: WHIN-Konzept) wurde im Mai 2012 der Nachweis erbracht, dass eine behutsame Entwicklung des Areals mit dem Ziel, das Altstadtangebot ergänzende Wohn-, Beherbergungs-, Gewerbe- und Kultureinrichtungen zu integrieren, aus dem Bestand heraus möglich ist ohne Risiko und mit gesichertem wirtschaftlichem Erfolg für die Stadt.

Abrissstopp in letzter Minute

In mehreren Anläufen war die Stadt bemüht, Investoren für den Kauf und die Neuentwicklung der Flächen zu einem neuen städtischen Quartier zu gewinnen. Den dritten Anlauf, die Flächen unter dem Projektnamen KaiLine nunmehr einzeln meistbietend für eine Neubebauung zu veräußern, konnte die Initiative schließlich durch intensive außerparlamentarische Überzeugungsarbeit und mit der Rückendeckung von mehr als 15.000 Unterschriften besorgter Bürger abwenden. Hilfreich war dabei, dass die KaiLine bei den Kommunalwahlen im Mai 2013 mit der daraus folgenden neuen Zusammensetzung der Bürgerschaft zu einem zentralen Wahlkampfthema gemacht werden konnte.

Impetus für die nun wieder aufgenommene Arbeit der „Initiative Hafenschuppen“ war ein auf den Stopp der KaiLine unmittelbar folgender Bürgerschaftsbeschluss vom 26. September 2013 mit folgendem Wortlaut:

Bis zum 31. Dezember 2015 muss ein tragfähiges und wirtschaftliches Entwicklungskonzept unter jedenfalls weitestgehender Beibehaltung der jetzigen Hafenschuppen auf der gesamten Nördlichen Wallhalbinsel der Bürgerschaft entscheidungsreif vorliegen. Die Entwicklung erfolgt eigeninitiativ z. B. durch die Initiative Hafenschuppen. Die Stadt und ihre Gesellschaften unterstützen im üblichen Rahmen der Investorenbetreuung. Für das Gelingen des Konzeptes erforderliche B-Plan-Änderungen erfolgen dann. Sollte bis zum 31. Dezember 2015 kein entscheidungsreifes Verwirklichungskonzept vorliegen, erfolgt die Entwicklung der Nördlichen Wallhalbinsel auf der Grundlage des jetzigen Bebauungsplans und der vorliegenden Konzepte.

Die Arbeit der Projektgruppe heute

Ungeachtet etwaiger Unwägbarkeiten hat daher die Initiative ihre Arbeit wieder aufgenommen. Ihr gehören die bereits in der Vergangenheit auf vielfältigen Gebieten aktiven Mitstreiter wie auch neu hinzugestoßene Fachleute an. Die Arbeitsgruppe ist offen für jeden Interessierten. Die Mitstreiter finden sich zu verschiedenen Aufgabengebieten etwa im Wochentakt zu Arbeitssitzungen außerhalb der beruflichen Arbeitszeiten zusammen. Ihre Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Wie schon in der Vergangenheit werden Kosten für externe Leistungen durch zweckgebundene Spenden finanziert.

Ziele bis 2015

In Weiterführung des von der BIRL 2012 publizierten Alternativkonzepts ist eine detailreichere architektonische Überplanung der einzelnen Hafenschuppen begonnen worden. Diese Arbeit leisten u. a. das Berliner Architekturbüro Modersohn & Freiesleben und das Lübecker Architekturbüro Herion in Zusammenarbeit mit weiteren Architekten ebenfalls ehrenamtlich. Bereits vorliegende Planungsentwürfe sind eine erstklassige Entscheidungshilfe für neue Pacht- und Kaufinteressenten. Durch das Einwerben von Interessenbekundungen für Teilflächen zur Nutzung, zur Entwicklung und zum Kauf stellt die Initiative einen Pool von Mitstreitern zusammen, die unter Federführung von professionellen Projektentwicklern die behutsame Belebung von Lübecks altem Hafen unter weitgehendem Erhalt der historischen Strukturen und Gebäude realisieren soll.

Zur Information und zur Mitwirkung der interessierten Öffentlichkeit veranstaltet die Initiative öffentliche Sitzungen und in mehreren Etappen Ausstellungen zur Präsentation des Zwischenstandes von Ideenentwicklungen und Arbeitsergebnissen. Jede Mitwirkung und Unterstützung, sei sie tatkräftiger oder finanzieller Art, ist herzlich willkommen. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf!

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